Die geoarchäologische Forschung
Die Eigenschaften des Gebietes von Montegrotto Terme liegen in seiner Lage innerhalb des Euganeischen Thermalgebietes. Die Studie dieses nicht üblichen natürlichen Kontextes wurde mit dem Gebrauch von Forschungsmethoden, wie Geomorphologie, Paläobotanik, Bodenkunde, Hydrogeologie durchgeführt. Diese multidisziplinäre Annäherungsweise an die Rekonstruktion der antiken Landschaft und ihrer Veränderung hat als Zweck die Wiedererkennung der komplexen Entwicklungen, die schon seit der Antike den Menschen mit der Natur, in der er lebte, verbunden haben.
Geomorphologie der Ebene
Die Ebene, die sich am Fuß der Euganeischen Hügel ausdehnt, ist das Ergebnis der Sedimentierungstätigkeit der Flüsse Brenta und Etsch. Während der letzten 20.000 Jahre wurde der nord-östliche Teil mehrmals von dem Fluss Brenta durchflossen. Die Etsch floß immer südlich der Hügel und gegen Norden gelangte sie nicht weiter als bis zu der natürlichen Niederung längs der heutigen Kanälen Cagnola und Bovolenta.
Die charakteristischen Formen der Ebene sind die sogenannten Flusserhebungen, bis zu 2 – 3 m über der umliegenden Ebene hoch, hunderte Meter breit und mehrere Dutzend Kilometer talabwärts lang. Eine solche Erhebung bildet sich in Folge der Ablagerung von Sand- und Schluffsedimentierung innerhalb oder nahe des Flussbettes während des Hochwassers; dieses Phänomen erhebt nach und nach das Flussbett im Vergleich zur anliegenden Ebene und bildet somit einen Dammuferfluss (auch anastomosierenden Fluss genannt). Jede Flusserhebung hat eine bestimmte Richtung, die Jahrhunderte oder Jahrtausende lang dauern können.
In dem verflochtenen Flussnetz dieses Teils der venezianischen Ebene kann man die wichtigsten Verläufe der Etsch und des Brenta während der Frühgeschichte und der Römerzeit erkennen. Der „Dosso di Mezzavia“ stellt den Verlauf des Brenta dar, der vor ungefähr 6.000 Jahren in der Nähe von Montegrotto floss und seine Sedimente bis zum heutigen Stadtgebiet ablagerte.
Die geringere Ablagerungstätigkeit der Flüsse Brenta und Etsch in der Schwemmebene nahe der Euganeischen Hügel brachte zur Bildung charakteristischer Niederungen. Im digitalen Modell der Landbetrachtung, das die Grundlage der geomorphologischen Landkarte bildet, sind die weiten Niederungen von Arquà Petrarca und Galzignano gut zu erkennen. Die Niederung von Montegrotto dehnt sich bis zu den Abhängen des Monte Alto und des Monte Castello aus und schließt auch den westlichen Teil des Stadtgebietes ein.
Diese „perieuganeischen Niederungen“ haben schon immer eine ausgeprägte Schwierigkeit bei Dränung der Oberflächengewässer dargestellt. Schon während der letzten Eiszeit, vor ca. 20.000 Jahren, befanden sich hier Sümpfe und Seen, die während der darauffolgenden Phase der Klimaverbesserung erhalten blieben, auch wenn sie einen kleineren Umfang hatten (Holozän, vor ca. 10.000 Jahren). Viele dieser Feuchtgebiete bestanden noch im Mittelalter und auch in der Moderne und wurden für den Fischfang, die Jagd, Schilfrohrsammlung und Moorgewinnung benutzt.
Ohne ein künstliches Entwässerungsnetz, das sich auf dem Scolo Rialto, Scolo Canaletta und Rio Spinoso stützt, wäre auch die Niederung von Montegrotto Versumpfungen und Wasseranstauungen ausgesetzt, die nicht nur durch das Meteorwasser sondern auch das Auftreten des Thermalgrundwassers verursacht sind.
Die archäologischen Ausgrabungen die zwischen dem Ende des 19. Jh. und der Hälfte des 20. Jh. im Gebiet von Montegrotto durchgeführt wurden, bestätigen das Vorhandensein von lakustrischen Ablagerungen zwischen dem Monte Castello und den Abhängen der Euganeischen Hügel, in einem weiten Areal, wo sich jetzt nur noch ein kleiner, fast nur künstlich gespeister See mit dem faszinierenden Namen „Torre del Lago“ (Seeturm) befindet. Die Studie der oberflächlichen Sedimentierungen in der Niederung von Montegrotto ist zurzeit im Gange, um das wirkliche Vorhandensein eines Sees oder von Sumpfgebieten während der Vor-Frühgeschichte und der Römerzeit zu überprüfen.