Archäologische Zone von Viale Stazione / Via degli Scavi
Montegrotto Terme, 1. Jh. v. Chr. – 3. Jh. n. Chr.
Forschungsgeschichte
Das Landgut wurde zum ersten Mal von Ausgrabungen zwischen den Jahren 1781 und 1788 interessiert, als sich der damalige Besitzer des Geländes Marchese Giovanni Dondi dell’Orologio entschied, sie nach der fortdauernden Auffindung bemerkenswerter alter Reste durchzuführen zu lassen. Man entdeckte somit die Wannen, die noch mit prächtigen polychromen Marmoren verkleideten waren und viele weitere bewegliche Reste, unter ihnen eine männliche Statue. Die zur Zeit der Auffindungen gemachte Abbildung von Salvatore Mandruzzato gibt uns eine kostbare Dokumentation auch über nicht mehr bestehende Bauteile. Mit der Zeit wurden die Reste, die schon Gegenstand vieler Räubereien waren wieder unter Erde vergraben. Während Bauarbeiten im Jahre 1953 kamen weitere antike Bauelemente zum Vorschein und das Gelände befand sich zuerst in Unterschutzstellung (D.M. 3. April 1954, D.M. 4. Februar 1967, D.M. 20. August 1968) und wurde dann Staatsbesitz (1977, 1985, 1986). Die systematischen Ausgrabungen von 1965 zeigten, dass die in den 50ger Jahren entdeckten Strukturen Teil eines kleinen Theaters waren; außerdem wurden die im 18. Jh. entdeckten Wannen und der westliche Bau wieder freigelegt. Mit weiteren Ausgrabungen wurden die Wasserzufuhranlagen der Wannen (1968), der Bau mit den Apsiden (1970) und der wahrscheinliche Laubengang (1994-1995) gefunden.
Beschreibung
Römerzeit
Von den römischen Thermen von Via degli Scavi verbleiben drei Wannen (A, B, C). Die heute nur teilweise sichtbare Wanne A war rechteckig und befand sich in einem Raum mit einer Apsis auf der kurzen Seite; gegenüber, gleich neben der Wanne, befanden sich vier Sockeln wahrscheinlich für Statuen oder Säulen. Die Wanne B, auch diese nur teilweise bewahrt, war ebenfalls rechteckig mit rundförmigen kurzen Seiten und befand sich in einem Raum von ähnlicher Form mit zwei Apsiden und hatte eine große Nische auf einer der längeren Seiten. Die voll sichtbare Wanne C ist rundförmig und füllte den ganzen durch starke Mauern charakterisierten Raum aus. In allen Wannen war der Boden mit einer oder mehreren Treppen erreichbar.
Der Thermalkomplex war durch weitere Räume vervollständigt, die sich zwischen den Wannen B und C, und vor der Wanne C befanden: man kann nicht ausschließen, dass sich der Bau auf einen Hof öffnete. Diese Annahme stützt sich aber nur auf die Zeichnung des Mandruzzato, die aber nicht mehr mit neuen Ausgrabungen geprüft werden konnte. Ebenfalls wissen wir nicht, ob sich die Wannen in einem offenen Raum befanden oder Teil eines überdachten Thermalbaues war: diese zweite Annahme ist wahrscheinlich naheliegender wegen der Gegenwart von Stützpfeilern auf der Außenseite der Wannen A und C. Die Studien darüber sind aber noch in Lauf.
Ein komplexes Kanalisationssystem (G) verband die Wannen mit einem hydraulischen Rad (noria), das sich in einem Raum (H) befand, der heute noch besteht und nicht weit von den Wannen entfernt war.
Von dem kleinen Theater (E) bestehen noch die Grundmauern des Bühnenkomplexes und das Zementierungswerk, die die Ränge des Zuschauerraums stützte. Der ganze Bau war ursprünglich mit dekoriertem Marmor ausgelegt und üppig mit wertvollen Gemälden , auserlesenem Stuck, und vielen anderen Dekorationen verziert. Der Zuschauerraum (”cavea”) konnte einige Hunderte von Zuschauern fassen. Die Darstellungen erfolgten auf der langen, breiten niedrigen Bühne, die sich vor der “cavea” befand und die auf der Rückseite einen Bühnenhintergrund (”scaenae frons”) mit drei Türen und dekorativen Nischen hatte. Im länglichen Raum hinter dem Bühnenhintergrund fanden die Vorbereitungen für die Darstellungen statt, während die zwei symmetrischen Räume, die von außen den Zuschauerraum umgaben, wahrscheinlich als „Foyer“ dienten: dafür spricht die Tatsache, dass hier die Gänge anfingen, die direkt zu dem halbrunden Raum führten, der sich zu Fuß der “cavea” und der Bühne (”orchestra”) befand. Hier, wie es für die Theater lateinischer Tradition üblich war, konnte man bewegliche Stühle (”subsellia”) aufstellen, auf denen das Publikum von hohem Rang Platz finden konnte, wie auch die Musiker, die die Vorstellung begleiteten. Diese Vorstellungen bestanden aus Sing-, Mimik- und Tanzvorführungen und aus deklamierten Lesungen.
Die Strukturen, die sich auf dem oberen Abschluss des Zuschauerraums befanden, sind eine spätere Ergänzung der Originalarchitektur; sie trugen wahrscheinlich eine Art von Ehrentribüne (”tribunal”) oder – auch wenn sehr zweifelhaft – einen kleinen Tempel. Auch die Räume außerhalb des nördlichen „Foyer“ wurden später dazugefügt, und von noch späterer Zeit sind die Eingriffe in der “cavea”.
Das Gebäude D, von dem nur die Grundmauern bestehen und jetzt restauriert wird, ist das geheimnisvollste des ganzen Komplexes. In der Mitte des unbedeckten quadratischen Hofes befand sich mit Gewissheit eine runde Wanne und vielleicht weitere Wannen waren in den zwei Apsiden und wenigstens in einigen der rechteckigen Räume, die auf den Hof gaben. Heutzutage wird es als ein Erholungsbau zur Ergänzung des Thermalkomplexes gedacht.
Das Gebäude F, von dem auch nur die Grundmauern bestehen, weist eine Besonderheit in seinem Grundriss auf: der Reihenfolge von großen und kleinen Räumen auf der Nordseite entspricht die umgekehrte Reihenfolge auf der Südseite. Diese Anordnung ließ denken, dass dieses Gebäude als Thermenumkleideraum (”apodyterium”) mit getrenntem Eingang für Männer und Frauen benutzt war. Heute aber ist diese Auslegung fraglich: es scheint eher ein relativ späterer Zusatz zu sein, nicht mit dem übrigen Komplex verbunden.
Unter den weiteren aufgefundenen Strukturen, hat das Parallelgrundbaupaar (L) an die Reste eines Laubenganges denken lassen, der nördlich die Zone des Gebäudes D begrenzte.
Chronologie
Wannen und Kanalisation: zweite Hälfte des 1. Jh. v. Chr. – Anfang 1. Jh. n. Chr.
Theater: Ende 1. Jh. v. Chr. – Anfang I Jh. n. Chr. mit späteren Umarbeitungen (vielleicht 2. Jh. n. Chr. und 3. – 4. Jh.)
Gebäude D: unsichere Datierung (vielleicht 2. Jh. n. Chr.)
Gebäude F: unsichere Datierung (vielleicht 3. Jh. n. Chr.).
Geographischer Kontext
Die Gebäude befanden sich auf der Ebene nördlich des kleinen Hügels historisch als Colle Bortolone oder Montegrotto bekannt.
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Eingang Via degli Scavi.
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